Auf dem Campingplatz in Griechenland ist uns das Vorzelt zusammengebrochen. Das vom Dachzelt. Die Wassermassen waren zu heftig. Es hat sich ein Sack gebildet welcher letztendlich das Alugestänge zum Brechen gebracht hat. Eigentlich war das aber nicht weiter schlimm. Wir konnten mit einer Säge die Stange auseinander sägen und dann eine neue Stange darüber schieben. Easy.
Der Campingplatz war supertoll. Sehr sauber, viel Gras und ein wunderbarer Besitzer mit einer hübschen, netten Tochter (Johanna), die gut englisch konnte. Es war interessant zu erfahren, vor welchen Problemen die griechische junge Generation steht. Arbeitslosigkeit ist dabei ein großes Thema.
Am nächsten Tag brechen wir in die Türkei auf. Nach einer fast schlaflosen Nacht unter Dauersturm war ich heute morgen froh, als der Tag angebrochen ist. Der Sturm war so heftig, dass ich nachts beschlossen habe, die Markise inkl. Vorzeit abzubauen. Also raus aus dem Zelt, Jacken an und unter Dauerbeschuss alles abgebaut. Dad hat vom Feinsten gepennt, so dass ich alles alleine abgebaut habe. Tische, Stühle, Kocher und Gasflasche unters Auto und dann rein mit der Markise. Als ich mit allem fertig war konnte ich erst recht nicht mehr schlafen, also beschloss ich die Nacht im Auto hinten drin zu verbringen. Da war es bedeutend ruhiger, denn der Wind war weniger stark hörbar, so dass ich tatsächlich noch einmal eingeschlafen bin. Am nächsten Morgen war klar, dass wir weiterfahren. Also alles fertig packen und nach einem letzen feinen griechischen Kaffee sind wir Richtung Türkei aufgebrochen. An der Grenze angekommen mussten wir durch eine griechische und vier türkische Grenzstationen. Immer wieder Pässe und Fahrzeugpapiere zeigen. Passports. Green Card, please. Car documents. Thank you. Baggage control. Everything ok, have a good trip. Lustig, diese Türken… Letztendlich war’s aber auch hier einfach. Bisher können wir uns wirklich nicht beschweren. Alle Grenzformalitäten verliefen immer problemlos.
In der Türkei haben wir einen Campingplatz ca. 60 km vor Istanbul gefunden. Sehr sauber, bewacht und sogar eine Waschmaschine gibt es. Also erstmal alles rein in die gute Kiste und die stinkenden Sachen durchwaschen. Natürlich sind wir die einzigsten Gäste auf dem Platz und haben freie Platzwahl. Es bläst ein bitterkalter Wind und wir sind beide froh, dass wir unseren Tisch und die Stühle im Waschraum aufstellen können, wo wir dann auch kochen. Wenn das so weitergeht können wir spätestens in der Osttürkei die Ski anschnallen. Zu späterer Stunde trudeln doch tatsächlich noch drei! weitere Wohnmobile ein. Auf einmal ist der Campingplatz für unsere Verhältnisse “überfüllt” und hoffnungslos ausgelastet. Aber wir arrangieren uns und letztendlich sind wir froh über jeden Kontakt.
Am darauffolgenden Tag fahren wir mit Taxi, Bus, Metro und Tram nach Istanbul rein. Es sind ca. 65 km. Istanbul erstreckt sich in der Breite über ca. 100 km Landfläche. Es ist der Wahnsinn. Laut Wikipedia hat Istanbul knapp 14 Millionen Einwohner, stand 2012. Auf einem Schild steht eine Zahl um die 15 Millionen. Der Verkehr topt alles bisher Gesehene. Es geht kreuz und quer über alle Spuren, hupen ist natürlich Standard. Wir sehen einige Unfälle. Die Metrobusse haben eigene Spuren und können sich schneller fortbewegen. Wir möchten heute zur blauen Moschee, an den Bosporus und das umliegende Viertel erkunden. Als wir Mittag machen suche ich übers Internet in einem Restaurant nach Land Rover Händlern in Istanbul um noch ein paar Dinge zu besorgen. Der Kellner ist so freundlich und telefoniert mir alle ab, so dass wir sie nicht abfahren müssen. Als wir endlich einen gefunden haben, der meine benötigten Teile hat, brechen wir gleich auf. Die Land Rover Werkstatt ist perfekt. Das Schloss für die Hintertüre besorgt mir der Händler innerhalb von 45 Minuten. Der verlorene Tankdeckel kommt am nächsten Tag. Spät abends kehren wir zum Campingplatz zurück. Wir beschließen zum ersten mal im Auto zu übernachten. Der Wind bläst zu stark und es ist einfach zu kalt. Da lässt es sich mit der Standheizung angenehmer schlafen.
Am übernächsten Morgen bin ich selber dran. Es geht mit dem Land Rover durch Istanbul. Zwar “nur” auf der Autobahn, da diese aber quer durch die Stadt über den Bosporus führt, ist der Verkehr bei weitem nicht zu unterschätzen. Ausserdem müssen wir noch einmal beim Land Rover Händler vorbei, um noch einen passenden Schliesszylinder für die Hintertüre und den Tankdeckel zu holen. Teilweise fahren wir auf zehnspurigen Straßen! Bei den Mautstationen verbreitert sich die Straße auf bis zu zwanzig Spuren! Es erfordert eine ordentliche Konzentration um diesen Verkehr dauerhaft zu meistern. Hut ab vor den Bus- und Taxifahrern. Wie sehr das ganze anstrengend merkt man erst am Abend, wenn man aus dem Auto aussteigt und den ganzen Tag und viele Kilometer hinter sich hat.
Was das Wetter anbelangt ging es übrigens genau so weiter wie oben beschrieben. Wir können uns wirklich die Ski anziehen! Je östlicher wir in die Türkei kommen, desto kälter wird es. Heute hat es bei einer Höhe von ca. 1200 Metern auf der Autobahn geschneit. Ich konnte es selbst fast nicht glauben, aber auf unserer Scheibe und den umliegenden Gipfeln lag Schnee… Die Landschaft wird karger, teilweise kommt kilometerlang keine Ortschaft mehr. Als wir in eine kleine Ortschaft einfahren sehen wir nur Hirten mit ihren Kühen auf der Landstraße. Wir müssen seit längerer Zeit die ersten Touristen sein, jedenfalls werden wir so angeschaut. Bevor die Nacht hereinbricht machen wir Halt an der Hauptstraße und möchten etwas zu Abend essen. Wir gelangen zu einer türkisch-georgischen Familie. Die Kinder spielen im Raum und fahren mit dem Dreirad rund um die Tische. Mit Händen und Füßen verständigen wir uns und bekommen feinen, scharfen Salat mit Lammspießen, Zwiebeln und Tomaten. Sehr lecker. Die Leute sind sehr freundlich. Nach ein paar Minuten organisieren sie sogar noch eine 2,5 Liter Flasche Bier, so dass wir bestens versorgt sind. Später kommen noch ein paar Leute herein. Es sind Auto-Schieber aus Aserbaidschan, die drei Mercedes und einen Range Rover aus Deutschland überführen. Das machen sie 3x pro Monat, jedes mal sind es ca. 5000 km Fahrt, welche die Jungs in 3 Tagen meistern. Uns gefällt es so gut, dass wir nicht mehr weiterfahren wollen. Ich frage den Chef, ob wir im Hof im Auto schlafen können. Er nickt. In Indien bedeutet das “Nein”. Hier hoffentlich “Ja”. Als wir unser Auto richten, frage ich noch einmal und es scheint kein Problem zu sein. Ok. Also wieder Standheizung programmieren, denn heute Nacht könnte es so richtig kalt werden. Lassen wir uns überraschen.
3 Responses to Kaltes Istanbul