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Das Ende der Korruption

Posted by on 19. April 2014

Nach unserer erfolgreichen Grenzüberfahrt mit der Fähre über den Sambesi betreten wir den Boden Botswanas. So wie es scheint endet in diesem Moment wohl auch die schon längst gewohnte Korruption. Als wir das Grenzgebäude zur Einreise betreten, fallen mir als erstes die ganzen Aufkleber mit den Anti-Korruptions-Hotlines auf. Was ist denn das? Kann ich da nun anrufen, wenn ich irgendwo angehalten werde und mich über den Polizisten beschweren, der gerade die Hand aufhält? Hut ab, das habe ich zuvor in keinem anderen Land gesehen. Selbst bei der Einreise läuft alles sehr geordnet und mit klaren Strukturen ab. Wir benötigen kein Visum, lediglich einen Stempel in unseren Reisepass, welcher für 90 Tage gültig ist. Dazu wird das Carnet gestempelt. Gebühren für das Fahrzeug fallen auch an: Straßenbenutzung, Versicherung und eine Kfz-Steuer. Ich bekomme einen Beleg, auf welchem alle Gebühren ordentlich aufgeführt sind. Die Einreise ist somit in wenigen Minuten erledigt. Alles scheint bestens organisiert. Wir haben die Korruption hinter uns gelassen. Willkommen in Botswana!

Wir fahren nach Kasane, nahe der Grenze. Kasane ist eine typische Overlanderstadt, quasi als Tor zum Chobe Nationalpark. Hier begegnen uns Unmengen an Allradfahrzeugen, alle mit Sitzbänken und darauf sitzenden Touristen ausgestattet. Dazu gibt es in Kasane alles, was das Travellerherz begehrt. Geldautomaten, Supermarkt, Tankstelle, Shops, Restaurants, Hotels, Campingplätze usw. In dieser Stadt decken sich alle Tourveranstalter vor der Reise in die umliegenden Nationalparks noch einmal ein. Gerade Tankstellen sind in der Umgebung rar und so füllen auch wir unseren Tank und unsere Ersatzkanister auf. Diesel ist in Botswana deutlich günstiger als in Sambia (ca. 85 Cent/Liter). Unser erstes Nachtquartier schlagen wir im Thebe River Camp auf. Als wir auf den Campingplatz fahren, fällt mir gleich ein Land Rover Defender 110 TD5 auf (quasi das gleiche Modell wie meiner), noch dazu mit „Basler Land“ Kennzeichen. Hier kann also mal wieder richtig Dialekt gesprochen werden. Da halte ich an. Judith und Claudio sind vor drei Jahren mit dem Landrover die Ostroute hinunter gefahren und seither verbringen sie den Winter im südlichen Afrika. Wir können interessante Informationen austauschen und quatschen den ganzen Tag. Zusammen fahren wir am nächsten Tag mit unseren zwei vollbepackten Defendern weiter Richtung Nata, von wo aus wir uns trennen und westlich nach Gweta weiterfahren. Auf der ganzen Strecke gibt es nicht eine einzige Tankstelle. Gweta ist ein kleiner Ort am Rande des Makgadikgadi Nationalparks. Hier gibt es viele Sümpfe und Pfannen, die gerade zurzeit voll mit Wasser sind. Im nahegelegenen Baobab Camp lassen wir uns nieder. Doch zuvor müssen wir erst den Ort erkunden. Wir finden eine kleine Bar und fühlen uns gleich wieder wie in Ostafrika. Hier gibt es nur Schwarze, es läuft Reggaemusik im Hintergrund und wir lassen uns ein Bier an der Theke schmecken. Später im Camp werden wir dann von den unzähligen Mosquitos regelrecht aufgefressen. Trotz langer Jeanshosen und dickem Kapuzenpulli werden wir attackiert und immer wieder gestochen, so dass uns nichts anderes übrig bleibt, als früh zu Bett zu gehen. Am nächsten Morgen möchten wir in die Pfannen fahren. Doch die sind so überschwemmt, dass die Einheimischen uns selbst mit Allradfahrzeug und GPS davon abraten. Wir versuchen entlang der Hauptstraße immer mal wieder eine Abkürzung querfeldein zu nehmen. Da es mittlerweile aber wieder zu regnen begonnen hat und vor uns immer wieder ein größerer, unpassierbarer Fluss oder Wassergraben auftaucht, müssen wir umkehren. Auf dieser langen Strecke sind erneut keine Tankstellen zu finden, so dass wir zwischendurch von unseren Reservekanistern nachtanken müssen.

Botswana ist ein großes, reiches Land. Auf eine Größe, die z.B. mit Kenia vergleichbar ist, kommen allerdings nur ca. 2 Millionen Einwohner. Aufgrund dieser Tatsache ist die Fahrt durch Botswana viel langweiliger als in den vorhergehenden Ländern. Der Tourismus ist auf wenige Städte begrenzt und selbst dort stellen die Städte nur das Eintrittsportal zu den Nationalparks dar. Botswana ist ein Land für Tierbeobachtungen. Die Artenvielfalt ist so umfangreich, dass eine Safari in Botswana fast immer ein großer Erfolg ist. Das lassen sich die Parks aber auch bezahlen. Während die Eintrittsgebühren recht human ausfallen, schlägt campen im Park mit bis zu 500 USD zu Buche. Die Campsites sind einfach ausgestattet, meistens gibt es weder Dusche noch Toiletten. Da ich vor ungefähr 1,5 Jahren ausführlich Botswana bereist habe, fahren wir in keine Parks, sondern möchten uns das Geld für den Krüger Nationalpark in Südafrika aufsparen.

Den Kontakt zu Einheimischen findet man nur schwer. Auf den Straßen ist nichts los. Keine hupenden Matatus, keine Fahrradfahrer, keine lachenden Menschen, kaum Rinder, keine Polizeikontrollen, gar nichts. Ich schlafe auf den langen Überlandfahrten fast ein. Das Spannendste sind die Veterinärzäune. Hier müssen wir aussteigen und unsere Schuhe in einer Flüssigkeit reinigen. Danach durchfahren wir ein großes Becken mit unserem Landy. Alles wird desinfiziert. Auch der Kühlschrank wird gecheckt. Botswana ist voll von Veterinärzäunen. Tausende Kilometer durchziehen das ganze Land. Dabei sollen die Krankheiten von Wildtieren und Nutztieren getrennt und eine Ausbreitung der Maul- und Klauenseuche eingedämmt werden. Botswana war früher reich an Diamanten. Und noch immer werden Unmengen an Boden zur Suche nach Diamanten umgewälzt. Am deutlichsten sieht man dies bei Orapa, der „verbotenen“ Stadt und auf der Straße zwischen Orapa und Serove. Immer wieder sehen wir gigantische Berge – den Rest der mit Großmaschinen durchwühlten Erde. Inwiefern die Diamanten heutzutage zum Einkommen des Landes beitragen, kann ich nicht beurteilen. Doch mit Sicherheit wurde diese Einnahmequelle längst durch den Abenteuer-Safari-Tourismus abgelöst.

Am späten Abend, kurz vor Sonnenuntergang, kommen wir in Serove im Kahma Rhino Sanctuary an. Dieses Reservat ist bekannt für seine Nashörner. Hier werden die Tiere geschützt und stehen unter ständiger Beobachtung, da das Reservat eingezäunt und dadurch gut überschaubar ist. Zurzeit gibt es ca. 36 weiße und 2 schwarze Nashörner. In ganz Afrika werden Nashörner aufgrund ihres Hornes gejagt und getötet. Danach wird ihnen das Horn abgeschnitten und der Kadaver liegen gelassen. Selbst Babynashörner werden für dieses Horn umgebracht. In Asien glauben die Menschen, dass das Horn eines Nashorns verschiedene Krankheiten heilen kann. Für nur wenige Gramm werden tausende Euros bezahlt. Dieser Wahnsinn führt dazu, dass diese wunderbaren Wesen in vielen Regionen bereits ausgestorben sind. Da es bereits kurz vor 18:00 Uhr ist, reicht es nicht mehr für eine Pirschfahrt durch den Park. Daher schlagen wir unser Camp gemütlich auf und beginnen mit der Zubereitung des Abendessens. Mittlerweile lieben wir es über dem Feuer zu kochen. Dazu haben wir uns schon vor Wochen extra einen Topf gekauft, den wir nur für diese Art des Kochens verwenden und welchen wir auch nicht von außen waschen müssen. Auch heute abend kochen wir wieder über dem Feuer, wir schnippeln alles an Gemüse zusammen und kochen dazu etwas Reis. Nachts besucht uns eine ganze Antilopenherde und grast rund ums Auto. Noch vor Sonnenaufgang stehen wir auf und schlagen unser Lager ab. Im Dunkeln und im Halbschlaf ist das manchmal gewöhnungsbedürftig, gerade um das Dachzelt zusammen zu bauen muss ich dann im Dunkeln aufs Dach und das ist oftmals eine taumelige Angelegenheit. Bei Sonnenaufgang sind wir bereits im Park. Wir fahren in die Ebene hinunter und schon nach ein paar Kilometern rammt uns nach einer Kurve fast ein Nashorn, das total erschrocken über die Straße rennt. Dort setzt es sich erstmal ganz gemütlich ins Gras und beobachtet uns. Wir schalten den Motor aus und genießen dieses etwas forsche Aufeinandertreffen in der frühen Morgensonne. Wenig später sehen wir ein Nashornweibchen mit ihrem erst wenige Monate alten Baby über die Weide ziehen. Auch dem Babynashorn wächst bereits ein kleines Horn. An diesem Tag sehen wir noch viele Nashörner, gepaart von Gnus, Schakalen, Geiern, Zebras, Giraffen und jeder Menge Antilopen. Der Ausflug in dieses tolle Reservat hat sich wirklich gelohnt.

Noch am gleichen Tag fahren wir weiter nach Palapye, wo wir einen Stopover vor unserem Grenzübertritt nach Südafrika einlegen. Wir erfahren, dass der Haupt-Grenzübergang bei Martins Drift seit Wochen komplett überschwemmt ist. Schlauerweise wurde dort das neue Zollgebäude tiefer als die eigentliche Brücke gebaut. Der lang anhaltende, starke Regen hat den Limpopo River zum Überlaufen gebracht, wodurch das komplette Zollgebäude überschwemmt wurde. Alle Zöllner befinden sich nun im südlichen Grenzposten Stockpoort. Somit müssen wir über eine Offroadpiste an diesen abgelegen Grenzübergang fahren. Alles läuft bestens. Wir fetzen mit Leichtigkeit über die sandigen Pisten. Bei der Ausreise aus Botswana läuft alles ganz einfach. In zehn Minuten erhalten wir unsere benötigten Stempel und können passieren. Auch auf der südafrikanischen Seite sind die Zöllner total freundlich und als sie meinen Reisepass sehen, fällt ihnen zu Deutschland als erstes „Bayern München“ ein. Das ist also unser Exportgut Nummer 1 wie es scheint… Immer wieder muss ich schmunzeln, wenn die Leute hier Namen wie „Schweinsteiger“ (Schwinschdeige) oder „Kroos“ (Kruuuus) aussprechen. Wir erfahren, dass es hier in Stockpoort keinen Zoll und somit auch keinen Stempel in mein Carnet de Passages gibt. Die Zöllner vom überfluteten Martins Drift sind zwar hier vor Ort, der Stempel ist aber in den Fluten untergetaucht. Somit hoffe ich, dass ich bei meiner Ausreise aus Südafrika diesen Importstempel bekomme. Die Zöllner sichern mir dies jedenfalls eindeutig zu. Schauen wir mal, was uns in Südafrika so alles erwartet.

 

 

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